Rahel Jenny Egger

Wortdigitalisierung

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Roberta

Es waren die Nächte einer Woche,

in denen die Trauer um dich Raum fand.

Noch bevor du gegangen.

Es war mir nicht bewusst, warum ich weinte.

Nie zuvor hatte ich eine Schwester gekannt und verloren.

Für lange Zeit war es ich, die wurzelte und ausriss.
Stets ankam im Wissen wieder fortzugehen.

Im Gepäck ganz viel Freiheit.
Deren Preis, die Flüchtigkeit ich nur allzu gern schon im Voraus bezahlte.

Von wie vielen Menschen hatte ich mich lieben lassen,
um sie dann geplant zu verlassen
Weil mich Neues rief, weil mich Altes trieb.

Und da zum ersten Mal, nahm ich Abschied
und hatte darin keine Übung.

Da mir der Prozess so fremd,
überwältigte er mich,
fand mich wehrlos.

Es war als hätten wir die Rollen getauscht.
Uns gegenseitig mit Liebe und Geduld
auf den Platz der jeweils Anderen vorbereitet.

Flüsternd,
mit verschlungenen Fingern
im Patschuli-Duft deiner Locken.

In deinem Gehen
lag für mich solche Klarheit, Gewissheit und Notwendigkeit,
dass es mir nie in den Sinn gekommen wäre,
dich festzuhalten.
Und doch…

Es fällt mir schwer zu akzeptieren,

dass du jetzt
die “Suchende”, die “Rastlose”, die “Reisende”,
die “Unabhängige”

und ich die
“müd-Zufriedene”, “Rastende”, “Sesshafte”,
“Verlassene”.

Im Knistern der “Long-distance-calls”
taste ich nach deinen Fingerspitzen,
nach deinem Geruch.

Deine Stimme sticht,
als sie von der Intensität des Ungewissen schwärmt.

“Ich freue mich für dich.”